LESEPROBE ROME ETERNAL
Leseprobe Wicked weimar
Ready? - Play!
»Ein bisschen überdekoriert hier, findste
nicht?«
Kyla ließ ihren
Blick durch die Hotellobby schweifen und musste ihrer Bandkollegin Debbie recht
geben: Wer auch immer für die Einrichtung des Gran Hotel Parco dei Principi verantwortlich
zeichnete, er hatte sich wahrlich die größte Mühe gegeben, dem Besucher alles
vorzuführen, was Rom stilmäßig von der Antike bis zur Renaissance zu bieten
hatte.
Da tummelten sich
antikisierende Büsten, Statuen und Vasen zwischen mit Brokatstoff bezogenen
Sesseln und Sofas, von der Decke hingen Kristalllüster und an den Wänden
Ölgemälde, bei deren Anblick jeder wahre Renaissancekünstler im Grabe rotieren
würde. Hier hatten nicht nur die üppig gerafften Gardinen eine Goldkante, hier
war Blattgold eingesetzt worden, wo es nur ging.
Den beiden anderen
Bandmitgliedern, Myra und Stella, schien es bei diesem Anblick vollständig die
Sprache verschlagen zu haben.
Mit offenen Mündern
und staunenden Augen folgten sie Debbie und Kyla über den spiegelblanken,
Marmor imitierenden Boden zum Rezeptionstresen, hinter dem sie bereits ein
Hotelangestellter in dunkelblauer Uniform erwartete.
»Das ist ja
schlimmer als Gelsenkirchener Barock«, flüsterte Kyla Debbie ins Ohr, »das ist
Römischer Overkill!« Debbie kicherte, wurde aber schnell wieder ernst.
»Also, wenn die
Zimmer genauso eingerichtet sind, weiß ich nicht, ob ich hier wohnen kann!«
»Wer weiß,
vielleicht sehen in Rom alle Hotels so aus? Schicke Designhotels im
minimalistischen Stil sind hier vielleicht gesetzlich verboten?«
Debbie, Kyla, Myra
und Stella - gemeinsam The Poriomaniacs - waren nach Rom gekommen, um
einen Videoclip zu ihrer neuesten Single A Little Left of Heaven zu
drehen. Außerdem standen ein Auftritt im italienischen Fernsehen und diverse
Pressetermine an.
Während Debbie und Stella schnurstracks am Flügel
vorbei durch die großen Glastüren nach draußen eilten, um den Hotelpool zu
besichtigen und Myra den Antransport des gesammelten poriomanischen Gepäcks
überwachte, ließ Kyla sich in einen der üppig gepolsterten Sessel neben der
Rezeption fallen.
Die Check-in-Formalitäten überließen die Porios
lieber ihrem langjährigen Tourmanager Tommi, mit dem alle Bandmitglieder eine
tiefe Hassliebe verband. Während also Tommi mit sämtlichen Reisepässen an der
Rezeption stand und die Meldescheine ausfüllte, blickte Kyla sich intensiv in
der Lobby um.
Debbie hatte recht, wer auch immer hier als Innenarchitekt
tätig gewesen war, hatte selten wenig Geschmack. Der Sessel, in dem sie gerade
eher lag als saß, hatte doch allen Ernstes Troddeln. Troddeln! Aber wenigstens
war das hässliche Teil bequem. Kyla fläzte sich noch ein bisschen tiefer in die
Polster.
Quer gegenüber befanden sich die beiden Hotelaufzüge
- natürlich mit goldenen Türen. Eine dieser Lifttüren glitt gerade auf, als
Kylas träger Blick sie streifte. Gerade wollte sie ihren Blick schon weiter
wandern lassen, da legte sie stattdessen einen lupenreinen, hollywoodreifen
Double-Take hin: Was war das denn? Oder vielmehr: Wer war das denn? Da
stieg doch gerade der absolute Wahnsinn eines Mannes aus dem Aufzug.
Kyla war plötzlich hellwach, setzte sich gerade
hin und spähte aufmerksam quer durch die Lobby. Der Traumtyp hatte sich
zielstrebig nach links gewandt und verschwand aus Kylas Sichtfeld. Das durfte
natürlich nicht sein, dass sie ihn gleich wieder aus den Augen verlor, wo sie
ihn doch gerade erst entdeckt hatte. Und Kyla hatte in ihrem Leben schon jede
Menge Männer entdeckt, aber so einer war ihr noch nie untergekommen. Etwas
längere schwarze, leicht gelockte Haare, dunkler Teint und eine Figur ...
eine Figur zum Niederknien!
Kurz entschlossen wuchtete Kyla sich aus ihrem
Sesselmonster und stöckelte hinterher. Der Schöne war in einem langen Gang,
dessen Wände hellgrüne Seidentapeten und unzählige auf alt getrimmte Ölschinken
zierten, verschwunden. Etwas ratlos sah Kyla sich um, da fiel ihr Blick auf ein
zwar kleines, aber nicht gerade dezentes Goldschild, das in verschnörkelter
Schrift verkündete, dass sich das Hotelrestaurant geradeaus und der Fitness
Room links um die Ecke befände.
Ah, klar,
dachte Kyla, dieser Body muss natürlich in Form gehalten werden. Kurz
blieb sie unentschlossen vor dem Schild stehen und kaute nachdenklich auf ihrem
rechten Daumennagel herum. Doch wenn es um das Aufreißen von Männern ging,
hatte Kyla langjährige Erfahrung und darum dauerte es nicht allzu lange und
sie hatte den perfekten Plan. Eilig kehrte sie in die Lobby zurück.
Tommi hatte mittlerweile alle Anmeldeformalitäten
erledigt, das Gepäck war zu Myras vollster Zufriedenheit in die Lobby befördert
worden und die beiden Hotelpagen hatten genaue Anweisungen bekommen, auf
welche Zimmer welche Gepäckstücke zu verbringen wären.
Auch Debbie und Stella kehrten gerade angeregt
plaudernd von ihrer Pool-Besichtigungstour zurück. Tommi verteilte die
Zimmerschlüssel, Kyla schnappte sich das Pappetui mit dem aufgedruckten
Hotellogo, das die Schlüsselkarte für Zimmer 315 enthielt, und hängte sich bei
Stella ein. Gemeinsam steuerten sie auf den Lift zu. Kylas plötzliche
Anhänglichkeit löste bei Stella leichtes Befremden aus.
»Was ist denn mit dir los?«
»Liebste Stella, du müsstest mir ganz schnell
einen ganz dringenden Gefallen tun«, flötete Kyla und drückte auf den Knopf mit
der 3.
Als sich im dritten Stock die Lifttüren öffneten,
stürmte Kyla voran in Richtung Stellas Zimmer.
»Was hast du denn?«, maulte Stella und schob die
Schlüsselkarte in den Schlitz neben der Tür. Kyla drückte die Tür auf, rannte
fast ins Zimmer und stürzte sich auf Stellas Gepäck.
»Wo sind deine ganzen Sportklamotten drin?« Ohne
auf eine Antwort zu warten, wuchtete sie eine von Stellas Taschen auf das Bett
und wollte sie öffnen. Aber natürlich hatte Stella ihre Habseligkeiten mit
einem kleinen Vorhängeschloss vor unbefugtem Zugriff gesichert. Ungeduldig
winkte Kyla Stella zu. »Schlüssel!«, forderte sie.
Kopfschüttelnd kramte Stella in ihrer Handtasche
und warf Kyla einen kleinen silbernen Schlüssel zu. »Verrätst du mir vielleicht
auch mal, was das Ganze soll? Warum bist du so scharf auf mein Gepäck? Pack
doch erstmal dein eigenes aus.«
Während Kyla den Reißverschluss der Tasche aufzog,
ließ sie sich endlich zu einer Erklärung herab. »Du musst mir unbedingt ein
paar von deinen Fitnessklamotten leihen. Die haben hier einen ganz tollen
Fitnessraum, da muss ich unbedingt sofort hin!«
Skeptisch zog Stella die Augenbrauen hoch. Kyla
hasste Sport und das war allgemein bekannt. Kyla ging nur ins Fitnessstudio,
wenn es gar nicht anders ging. »Du willst in den Fitnessraum? Jetzt sofort?«
Kyla nickte so eifrig, dass ihre langen rotbraunen
Haare nur so flogen, während sie den Inhalt von Stellas Reisetasche einer
ersten Musterung unterzog.
Als sie anfing, wahllos Kleider aus der Tasche zu
ziehen und auf das Bett zu werfen, hatte Stella genug. Bestimmt und nicht allzu
sanft schob sie Kyla zur Seite, weg von ihrer Tasche. »Immer mit der Ruhe, ich
mach das schon. Die Fitnessklamotten sind in der anderen Tasche.«
Betont langsam stellte Stella die erste Tasche weg
und hob ihre kleinere Sporttasche auf das Bett. Ebenso betont langsam suchte
sie in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel für diese Tasche und schloss das
kleine Vorhängeschloss auf. Kyla konnte kaum noch an sich halten und trat vor
Ungeduld von einem Bein auf das andere. »Nun mahach schon«, quengelte sie.
Wieder sah Stella sie mit hochgezogenen Augenbrauen
an. »Wie wär's, wenn du mir anvertraust, woher deine urplötzliche Begeisterung
für Fitness kommt?«
Kyla zog einen Flunsch. »Jetzt komm, zier dich
nicht so. Rück einfach ein paar Klamotten raus, reden können wir später.«
Endlich hatte Stella die Tasche geöffnet und zog
ein knappes schwarz-pinkes Nike-Top heraus. Begeistert riss Kyla es ihr aus der
Hand. »Das ist genau, was ich brauche! Schön eng und sexy, jetzt noch was für
untenrum und Schuhe.«
»Ah ja, eng und sexy«, murmelte Stella, die eine
gewisse Ahnung anwandelte, was Kyla im Fitnessraum vorhatte.
Im Handumdrehen wurde Kylas Outfit mit einer
schlichten schwarzen Stretchhose und silbernen Joggingschuhen komplettiert.
Kyla raffte alles an sich und rannte fast zur Tür. »Vielen Dank! Du kriegst die
Sachen so schnell wie möglich wieder«, trällerte sie und schon fiel die Tür
hinter ihr ins Schloss.
»Hoffentlich in gereinigtem Zustand«, seufzte
Stella und ließ sich auf das Bett fallen.
Auf dem Hotelflur stieß Kyla in ihrer Hast fast
mit Debbie zusammen.
»Hey, wohin so eilig?«
»Keine Zeit, wir reden später«, sagte Kyla und
wollte sich an Debbie vorbeidrängeln. Doch die hielt sie am Arm fest und
musterte sie. »Was hast du denn mit den Klamotten vor?«
»Ich sag doch: Wir reden später!«, wollte Kyla sie
abspeisen. Doch so leicht ließ sich ihre Co-Frontfrau nicht abwimmeln.
Debbie kniff die Augen zusammen. »Was auch immer
du vorhast«, meinte sie in tadelndem Tonfall, »vergiss nicht, dass wir um 17
Uhr den Termin mit unserem Clip Director haben.«
Hauptgrund des Aufenthalts der Poriomaniacs in Rom
waren die Dreharbeiten für den Videoclip zu ihrer demnächst erscheinenden
Single A Little Left of Heaven. An diesem Nachmittag wollten sie sich
mit dem Regisseur des Clips zu einer Vorbesprechung treffen, um das Konzept
für das Video zu diskutieren. Die Dreharbeiten sollten dann am übernächsten
Abend beginnen, da ein Großteil des Clips vor der Szenerie des nächtlichen
Roms spielen würde.
Bereits am Abend zuvor stand ein Auftritt in einer
italienischen Fernsehsendung auf dem Programm. Oder besser gesagt: Die
Aufzeichnung für eine der populärsten Samstag-Abend-Shows Italiens. Dort
würden die Poriomaniacs ebenfalls ihren Song A Little Left of Heaven zum
Besten geben.
»Jaja, keine Sorge, das vergess ich nicht, aber
jetzt muss ich wirklich los«, grummelte Kyla, befreite sich von Debbie und
hastete davon.
Kopfschüttelnd blickte Debbie ihr nach, als sie um
die Ecke verschwand. Da steckt doch sicher schon wieder irgendein Kerl
dahinter, dachte sie. Typisch Kyla, kaum ins Hotel eingecheckt, schon
hat sie wieder irgendwas am Start.
Im Gegensatz zu
Stella hasste Kyla Sport über alles. Sie war der festen Überzeugung, die vielen
Live-Konzerte der Poriomaniacs, bei denen sie sich regelmäßig bis an die Grenze
der Erschöpfung verausgabte, wären Fitnesstraining genug. Stella hingegen ging
fast jeden Morgen joggen, stemmte mit hingebungsvoller Leidenschaft Gewichte
und war die Queen aller Rudermaschinen. Von Stellas passiver
Sportbegeisterung ganz zu schweigen: Sie ließ sich kaum eine wichtige Fußballübertragung
im Fernsehen entgehen. Einmal kam sie wegen eines Länderspiels der deutschen
Nationalmannschaft, das in die Verlängerung ging, sogar zu spät zu einem
Konzert.
Kyla war wie gesagt
das genaue Gegenteil. Deshalb überlegte sie auch während der Liftfahrt
krampfhaft, was sie im Fitnessraum anstellen sollte. Sie musste ja erst einmal
zumindest so tun, als hätte sie den Fitnessbereich aufgesucht, um zu
trainieren.
Sobald sie das
Objekt ihrer Begierde dann gesichtet hätte zwischen Hanteln, Steppern, Crosstrainern
und all den anderen Foltergeräten, die so ein Fitnessraum bereithielt, würde
sie dann einen gezielten Schlachtplan entwickeln, um mit diesem Traumtypen ins
Gespräch zu kommen.
Hoffentlich steht der
nicht gerade auf dem Laufband, wenn ich komme, dachte sie und musterte sich kritisch
im Spiegel des Fahrstuhls.
Zum Glück hatten
Kyla und Stella fast die gleiche Kleidergröße, nur die Schuhe waren ein wenig zu groß, aber das war
egal, denn Kyla hatte ja schließlich auch nicht vor, sich ernsthaft sportlich
zu betätigen. Das pink-schwarze Top saß schön knapp und ließ ein wenig von
Kylas flachem Bauch hervorblitzen, die hautengen Hosen betonten ihre Kurven. Kyla hätte nie
gedacht, dass sie sich in Sportklamotten so sexy fühlen könnte. Die langen
rotbraunen Haare hatte sie im Nacken zusammengedreht und festgesteckt.
Hoffentlich ergab
sich schnell eine Gelegenheit, diesen Latin Lover anzubaggern. Nicht, dass sie
sich stundenlang mit Spinning beschäftigen müsste. Dann würde sie zwangsläufig
ins Schwitzen geraten, das schicke pinke Top würde hässliche Schweißflecken bekommen
und Kyla am Ende gar einen roten Kopf. Nein, nein, sie würde sich einfach ein
Paar möglichst leichte Hanteln schnappen, mit denen sie ein wenig
herumhantieren könnte. Betonung auf ein wenig.
Sie reckte das Kinn
und überprüfte noch ein letztes Mal ihr Make-up im Spiegel. Der Fahrstuhl
machte Pling, sie war im Untergeschoss angekommen, jetzt musste sie nur
noch das Objekt ihrer Begierde finden.
Auf in den Kampf, dachte sie, atmete
noch einmal tief durch und verließ den Aufzug.
Ihre ganzen
Überlegungen hätte Kyla sich sparen können: Als sie den Fitnessbereich betrat,
sah sie ihn mit einem Handtuch um den Hals an der Bar stehen, wo er sich gerade
ein großes Glas Orangensaft munden ließ.
Super, kein Sport,
direkt zum Angriff, freute sich Kyla.
Gesagt, getan.
Zielstrebig steuerte
sie auf den Traumtypen zu. Er hatte den Kopf weit in den Nacken gelegt, sodass
Kyla seinen braungebrannten Hals bewundern konnte. Fasziniert beobachtete sie,
wie sich ein einzelner Schweißtropfen aus den langen schwarzen Locken löste
und langsam über seine Kehle rann.
Dir würd ich ja zu
gern direkt an die Gurgel gehen, dachte sie. Ich hoffe, du bist willig. Und
bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt. Angesichts so viel klassischer
männlicher Schönheit konnte man schon mal Goethe zitieren.
Dann machte er es
ihr auch noch leicht. Als er seinen Orangensaft geleert hatte und das Glas abstellte,
erblickte er Kyla und lächelte sie an.
Sehr gut. Willig.
Definitiv willig, dachte Kyla, erwiderte das Lächeln und schwang ihren Hintern
elegant auf den Barhocker neben dem
Schönen.
»Was immer du da
gerade hattest, hätte ich auch gern«, eröffnete sie forsch.
Er setzte sein Glas ab und sah sie groß an. Doch
bereits nach wenigen Sekundenbruchteilen zog ein strahlendes Lächeln über
sein Gesicht.
Kyla lächelte zurück und warf sich in Positur,
sodass ihr tiefes Dekolleté bestmöglich zur Geltung kam.
»Hello«, sagte der Schöne und intensivierte
sein Lächeln, »I'm Alejandro, nice to meet you.«
»Hi, ich bin Kyla-Glädje, aber nenn mich einfach
Kyla«, strahlte Kyla zurück. Dann nickte sie zu seinem leeren Glas. »Und?
Bekomm ich jetzt einen Drink?«
»Aber selbstverständlich«, antwortete Alejandro und
winkte dem Barista.
Wenig später standen zwei frischgepresste Multivitaminsäfte
vor ihnen auf dem Tresen und sie waren in ein angeregtes Gespräch vertieft.
Es stellte sich heraus, dass Alejandro aus
Kolumbien kam, Tennisprofi war und an den zur Zeit im Foro Italico
stattfindenden Italian Open teilnahm. Für morgen war sein Drittrundenmatch
angesetzt und im hoteleigenen Fitnessraum hatte er gerade ein paar
Aufwärmübungen absolviert, bevor er seine tägliche Laufrunde durch den Park der
Villa Borghese starten wollte. Doch angesichts so reizender Gesellschaft
konnte die Laufrunde natürlich auch noch ein Weilchen warten.
Kyla berichtete Alejandro selbstverständlich auch
von ihrer eigenen Karriere mit den Poriomaniacs - dass demnächst eine neue
Single aus ihrer dritten CD Hot & Bothered erscheinen würde und sie
nun zu Videoclipdreharbeiten und Promoaktivitäten nach Rom gekommen waren.
Natürlich dauerte es nicht lange bis gegenseitige
Einladungen ausgesprochen wurden: Kyla würde Alejandro am Abend zur Spielerparty
begleiten und ihn am nächsten Tag bei seinem Match anfeuern. Dafür würde
Alejandro sich den Auftritt der Poriomaniacs bei Star Taxi, der italienischen TV-Show, ansehen.
Schnell tauschten sie noch ihre Handynummern aus,
dann musste Alejandro wirklich sein Training fortsetzen, da gerade schon sein
Fitness-Coach mit suchendem Blick aufgetaucht war und tadelnd auf die Uhr
blickte.
»Jetzt muss ich leider wirklich gehen, sonst bekomme
ich Ärger mit Erubiel«, meinte Alejandro, beugte sich vor und verabschiedete
sich mit einem Küsschen auf die Wange von Kyla.
Yes,
dachte Kyla triumphierend, das läuft ja wie geschmiert!
Leseprobe Wicked weimar
Freude schöner Götterfunken
(An die Freude)
»Ohmeingottistdasgeil«, rang Debbie nach Luft und nach Worten.
»Nu hyperventilieren se ma nich gleich«, versuchte Kyla sie zu
beschwichtigen.
Vergeblich.
Mit seligem Lächeln auf den Lippen beugte Debbie sich über den
Schreibtisch und
betrachtete den Globus, die elegant geschwungene Uhr, die
Kerzenleuchter, das filigrane gläserne Tintenfässchen, die hölzerne
Tabaksdose mit der Perlmuttscheibe auf dem Deckel, das
aufgeschlagene, in altdeutscher Schrift gesetzte Buch und
schließlich das Manuskriptblatt, das da lag als wäre der Verfasser
gerade erst von seiner Arbeit aufgestanden, hätte diese nur kurz
unterbrochen und würde jeden Moment wieder zur Tür hereinkommen
und wäre nicht schon seit zweihundert Jahren tot. Sogar der Federkiel
lag noch da, quer über dem Monolog der Marfa
aus dem zweiten Akt des Demetrius. Man musste schon
genau hinsehen, um zu bemerken, dass keine feuchte Tinte am Federkiel
klebte und dass die Manuskriptseite nicht das Original
sondern ein Faksimile war und unter Glas lag.
Debbie konnte sich kaum losreißen. Langsam ließ sie ihren verzückten Blick wandern. Die drei
grünen Bücherregale an der Längsseite des Raumes, der Klingelzug, das schmale Bett ...
»Wie die zu vier Kindern gekommen sind, würd mich auch mal interessieren«, unterbrach Kyla
äußerst profan Debbies Gedankengang.
Kylas Blick ruhte ebenfalls auf dem handtuchschmalen Bett, das in der Ecke hinter Schillers
Schreibtisch stand.
Empört funkelte Debbie sie an. »Denkst du eigentlich immer nur ans Poppen? Spürst du nicht
den Hauch der Geschichte, der uns hier umweht?«
»Hm, ja, 's zieht 'n bisschen ... Sind Sie denn bald mal fertig mit Kucken? Können wir
denn bald mal gehen?«, quengelte Kyla.
»Kulturbanausin.« Debbie rümpfte die Nase. »Sie können ja schon allein ins Hotel gehen - ich
schau mir das hier ganz genau an.«
Sie steckte ihr immer noch gerümpftes Näschen ganz tief in ihr neu erworbenes Buch
Schillers Wohnhaus in Weimar.
»Ich mein, die Gitarre, die nebenan an der Wand hängt, ist ja wohl nur geil«, lenkte Kyla
ein. »Die geh ich mir mal eben nochmal ankucken.«
Debbie folgte Kyla in das sogenannte Gesellschaftszimmer, die Nase immer noch tief in ihrem
Buch vergraben.
»Die haben Gitarre damals Guitharre buchstabiert«, verkündete sie, »und das Teil ist
aus Ahorn-, Fichten- und Ebenholz.«
»Die isch ja sooo kloi«, trällerte Kyla begeistert und legte den Kopf schief, um die
seltsamen dicken Saiten besser betrachten zu können.
Debbie blickte von ihrem Buch auf. »Also ich könnt da nicht drauf spielen.
Du?«
Kyla schüttelte den Kopf so heftig, dass ihre langen rotbraunen Haare nur so flogen. »Nee,
aber Myra bestimmt. Die kann alles spielen, wenn's nur genug Saiten hat.«
Debbie hatte mittlerweile weiter in ihrem Buch geblättert. Plötzlich lachte sie auf. »Das
muss ich dir vorlesen: Schillers Sohn Karl hat über seinen Vater geschrieben ... da er selten zu Mittag wegen des späten Aufstehens aß, verband er das Mittag- und Abendessen
gewöhnlich.«
Kylas Augen wurden ganz rund vor Staunen. »Ich hätte nie gedacht, dass es etwas gibt, was ich
mit Friedrich Schiller gemeinsam habe!«
Kyla
vergaß sogar, dass sie vor ein paar Minuten noch gedrängelt hatte und
spähte über
Debbies Schulter in das Buch. Aufmerksam studierte sie den
Lageplan des zweiten Stockwerks. »Da, im Schlafzimmer und im
Ankleideraum waren wir noch nicht.«
Einträchtig
wanderten die beiden in Schillers Schlafzimmer, dass jedoch zu ihrer
beider
großen Enttäuschung bis auf ein Bild und eine eindeutig moderne
Stehlampe leer war. »Aber 'ne schücke Tapete«, kommentierte Kyla, die
langsam doch auf den Geschmack
kam.
Im Ankleideraum studierten sie gründlich Schillers Kleiderliste aus dem Jahr 1804, die im
Buch abgedruckt war.
»Nein, kuck dir mal das an! Ein Paar lederne Hosen
- Lederhosen, Gitarre anner Wand,
spät aufstehen - der Typ war 'n Rocker!« Kyla kriegte sich kaum
noch ein vor Begeisterung. »Langsam wird mir der Knabe sympathisch!
Schade, dass er schon tot ist, ich tät ihm glatt 'ne
Freikarte für unser Konzert spendieren.«
Am übernächsten Abend würden The Poriomaniacs, die Band von Deborah
Lorenz-Feldtkeller, Leadgesang und Rhythmusgitarre, und Kyla-Glädje Sylvass, Leadgesang und Bass, ein Konzert im Congress Centrum Neue Weimarhalle geben.
Da
die kulturbegeisterte Debbie, deren Geschmack extrem weitgefächert war
und von Shakespeare
bis Quentin Tarantino reichte, noch nie in Weimar gewesen war,
aber unbedingt einmal auf Schillers und Goethes Spuren wandeln wollte,
hatte sie diese sehr frühe Anreise
geplant.
Kyla
fiel zwar - wie von Debbie richtig festgestellt - eher in die Kategorie
Kulturbanausin,
hatte sich aber spontan zum Mitkommen entschlossen, als sie im
Internet Fotos des Fünfsternehotels sah, das als poriomanisches Domizil
in Weimar auserkoren war.
»Bauhaus,
Goethe, Schiller und den ganzen andern Kram, von dem du so schwärmst,
kannste
behalten, aber dieser Whirlpool schreit geradezu nach mir! Und
bevor die Tour weitergeht noch zwei Tage Entspannung im Luxushotel sind
mir grad recht!«
Die
Poriomaniacs hatten bereits zwanzig Konzerte ihrer aktuellen Tour
absolviert. Bei ihren
beiden ersten großen Tourneen hatten sie jeweils über dreißig
Konzerte am Stück gespielt und immer nur hie und da einen Day Off
eingestreut. Der ging dann meistens für die Anreise
zum nächsten Konzertort drauf. Solche Strapazen wollten sie sich
nicht wieder antun, darum hatten sie diesmal ihre Tour in zwei Teile
unterteilt und zwischendurch zwei Wochen Konzertpause
eingeplant.
Doch Urlaub war für die Poriomaniacs trotzdem nicht angesagt gewesen in diesen vierzehn
Tagen. Vor ein paar Tagen war die zweite Singleauskopplung aus ihrer neuen CD Hot & Bothered erschienen, ein Song mit dem Titel Love is a Lonely Business.
Natürlich
musste ein Videoclip gedreht werden und diverse TV-Shows wurden
mit der geballten poriomanischen Anwesenheit beehrt. Vervollständigt
wurde das Quartett durch Leadgitarristin Myra Kuhn und
Schlagzeugerin Stella Marconi, die beiden würden aber erst am
Tag des Konzertes in Weimar eintreffen. Myra und Stella wollten sich vor
dem ersten von vierzehn weiteren Konzerten noch ein
wenig zu Hause erholen - und Kyla eben im Fünfsternehotel.
Und so hatten Debbie und Kyla also heute Mittag Schlag zwölf im wunderschönen Weimarer
Dorint Hotel direkt am Park an der Ilm eingecheckt.
Doch
aus Kylas Entspannungsplänen wurde vorerst nichts, denn Debbie hatte
sie dann doch
gnadenlos mitgeschleift, als es an die Erkundung des
Klassikerstädtchens ging. Als allererstes stand natürlich ein Besuch
im früheren Wohnhaus des von Debbie so leidenschaftlich verehrten
Friedrich Schiller auf dem Plan. Und da Debbie alles ganz genau
betrachtet hatte, zwei komplette Rundgänge durch das gesamte Haus
gemacht und jedes Detail in ihrem Buch über das Schillerhaus
nachgeschlagen hatte, hatte diese Besichtigung natürlich
wesentlich länger gedauert als Kyla eigentlich lieb war. Als die beiden
wieder an die frische Luft kamen, war es bereits kurz vor
achtzehn Uhr. Und während Debbie immer noch ihren
schwärmerischen Gesichtsausdruck zur Schau trug, dachte Kyla
mittlerweile nur noch an eins.
»So, und wo gibt's jetzt was Essbares? Möglichst in der Nähe, Sie wissen, ich lauf nicht so
gern.«
Debbie gruschtelte den kleinen Weimarstadtplan aus ihrer Handtasche, den sie im Hotel
bekommen hatten.
»Wie wär's mit dem Restaurant im Hotel Elephant? Das ist gleich am Markt hier ums
Eck.«
Sie
setzten sich in Bewegung, doch Kyla hatte Bedenken. »Ich glaub, das
ist mir zu
aufgebrezelt. MäcDoof wär mir lieber.« Irgendwas hatte Kyla
heute immer zu maulen. Schon fand sie den nächsten Anlass - sie kamen an
einem Café vorbei, dessen im Freien stehende Stühle und
Tische gerade zusammengeräumt wurden und im Laden daneben drehte
man gerade das Schild an der Tür um auf Geschlossen.
»Das gibt's ja wohl nicht«, ereiferte Kyla sich. Mit dramatischer Geste sah sie auf ihre
Armbanduhr. »Ladenschluss achtzehn Uhr! Wo sind wir denn hier gelandet?«
»Hier zählen halt mehr die geistigen Werte und nicht so sehr das Materielle«, sinnierte
Debbie.
Kyla starrte sie sprachlos und komplett genervt an. Normalerweise war Debbie die Shopperin
vor dem Herrn und Ladenschluss war eins ihrer persönlichen Unworte des Jahres aber im Moment schwebte sie mindestens fünf Zentimeter über dem Boden.
Doch
dann erblickte Kyla den Marktplatz mit seinen zahlreichen Wurstbuden
und war selig. In
Windeseile hatte sie eine Thüringer Rostbratwurst erstanden und
überzog diese großzügig mit Ketchup. Nun war es Debbie, die etwas zu
mäkeln hatte. »In meinem Weimarreiseführer steht, dass
man Thüringer Rostbratwurst mit Senf isst, niemals mit
Ketchup!«
»Mir doch egal«, schmatzte Kyla, »du bist ja nur neidisch, weil du grad mal wieder eine
deiner vegetarischen Phasen hast!«
Immer
noch futternd drehte sie sich im Kreis. »In welche Richtung geht's zum
Hotel? Ich hab
für heute genuch geseh'n von diesem malerischen Städtchen, jetz
hab ich ein Date mit einem Whirlpool und der wartet schon sehnsüchtig
auf mich! Morgen kommt Tommi angereist und dann hat man
ja doch keine ruhige Minute mehr.«
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LeseprobE DEAD IN DORNBIRN
TIEF
IM WALDE
»Hier möchte ich ja nicht tot annen Zaun
genagelt sein«, motzte Debbie.
»Was
zum Teufel ist das?«,
schlug Kyla in die gleiche Kerbe. Der Tourbus der Poriomaniacs rollte
langsam um das Gebäude und kam zum Stehen. Bei dem Gebäude handelte
es sich um den Schauplatz des heutigen Konzertes, den Prachtclub
Conrad Sohm. Und dessen
idyllische Lage, mitten im Wald, ein paar Kilometer außerhalb des
pittoresken Städtchens Dornbirn, war momentan der Stein
poriomanischen Anstoßes.
»Was
sollen wir denn bitte hier? Das ist ja voll in der Wallachei hier!«
Kyla begann, sich ernsthaft zu ereifern.
»Vielleicht
ein Konzi für Waldschrate und Wolpertinger geben - schließlich
ist heute Halloween?«, spann Debbie den Faden weiter.
Zwei
wütende Augenpaare richteten sich auf Tommi, den Tourmanager.
»Wenn
das drinnen genauso nett ist wie von außen, spiel ich heut nur
Triangel«, schnappte Debbie und hüpfte Richtung Bustür, um eine
erste Ortsbegehung vorzunehmen. Kyla schleuderte noch einen
hasserfüllten Blick gen Tommi, der lieber keinen Kommentar
abgab, und folgte Debbie wortlos.
Mittlerweile
hatte Kurti, der Busfahrer, den Kofferraum geöffnet und der
größte Teil von Debbie befand sich in ebendiesem, auf der Suche
nach ihrem Trolley. Immer noch in Brast fetzte sie auf den Eingang
des Clubs zu, ihr Gepäck holperte so heftig hinter ihr her, dass die
Räder förmlich Funken schlugen. Mit Banalitäten wie
Gepäck-Selber-Reintragen gab sich Kyla gar nicht erst ab, schlug den
Mantelkragen hoch und stolzierte hinter Debbie her. Gemeinsam
betraten sie den Vorraum - oder den Vorhof zur Hölle? Rechts ein
Tapeziertisch, der offensichtlich die Abendkasse darstellen
sollte, geradeaus ein hufeisenförmiger Bartresen, links daneben
die Flügeltür, die in den Bühnenraum führte. Und vor dieser
Tür, die Augen bereits leuchtend in freudiger Erwartung, kühles
Bier fest in der Hand: Bruno!
»Ohmeingottderschonwieder!«,
raunte Debbie.
Kyla
blieb fast die Spucke weg. »Was macht denn der in Österreich?
Kontrollieren die gar nicht mehr an der Grenze?«
»Frach
mich nich«, flüsterte Debbie zurück und setzte dann schnell ihr
süßestes falsches Lächeln auf. Mit einem flüchtigen Hi
Bruno drängelte sie sich
schleunigst an ihrem selbstproklamierten Fan
Nummer Eins vorbei.
»Hallo,
wie geht's euch beiden?«, schmetterte Bruno begeistert.
»Frag
mich inner Minute nochmal«, grummelte Kyla und quetschte sich hinter
Debbie durch die Flügeltür, kurz bevor diese zuschlug.
Sofort
schimpfte Debbie los wie ein Rohrspatz.
»Mir
reicht's echt langsam! Egal, wo wir auch auftreten, sogar in
fucking Austria mitten im Wald - Bruno ist schon da und steht
sabbernd vor der Tür!«
Einige
der Crewmitglieder, die bereits vor der Band eingetroffen waren, um
mit dem Aufbau zu beginnen, blickten leicht erschrocken ob des lauten
Ausbruchs von ihrer Arbeit auf.
»Und
wo sind die fucking Dressing Rooms in diesem Shithole?«, blaffte
Debbie in Richtung ihres Gitarrentechnikers Lorzi. Der sagte
lieber gleich gar nichts, die Anfälle seiner Chefin waren ihm ja
schließlich nichts Neues, sondern deutete nur stumm auf eine Tür
rechts neben der Bühne.
Im
Vorbeilaufen warf Kyla einen flüchtigen Blick auf die Bühne.
»Na
toll! Ich hab schon Schulaulas mit größeren Bühnen gesehen. Wie
sollen wir denn da alle draufpassen?«
»Und
ich wette, JEDE Schule hat bessere Umkleideräume als das, was
uns dort oben erwartet«, orakelte Debbie, während sie finster die
schmale Steintreppe hinaufspähte, die hinter der Tür lag.
Die
schlimmsten poriomanischen Befürchtungen wurden noch übertroffen:
Ein langer, schmaler, flurähnlicher Raum, an dessen rechter
Seite ein Büffet aufgebaut war und auf dessen linker Seite zwei
Türen zu zwei winzigen Räumen führten, in denen sich außer je
einem Sofa nicht viel mehr befand.
Kyla
rümpfte das Näschen. »Supi. Und wo sind hier die Duschen?«
»Duschn
hamma leida koane do herin«, erschreckte sie eine dröhnende Stimme
mit starker bairischer Färbung aus dem Hinterhalt. Ein fröhlicher,
leicht bauerntrampeliger Clubmitarbeiter freute sich
offensichtlich fast ein Loch in den Bauch, dass er den Poriomaniacs
mit dieser tollen Information weiterhelfen konnte. Zumindest
strahlte er über sämtliche roten Apfelbäckchen.
»Midm
Duschn nachm Konzert miassads dann hoid wartn, bisz wieda im Hodej
seids. Aba vorher bleibds hoffendle no a weng zu unsrer zümpfdigen
Halloween Aftershow-Party. Alle meine Spez'n kumma nemle heid omnds.«
Er streckte eine seiner Pranken zwecks Handshake aus. »I bin
übrigens da Sepp, da Facility Manager.«
Beide
Porios starrten wie versteinert den Herrn Hausmeister
entgeistert an, dann drehten sie sich wie einstudiert
gleichzeitig zur Tür um, öffneten ebenso synchron die Münder und
brüllten durchdringendst im Chor »TOOOMMIIIII!«.
Nachdem
Tommi ordentlich die Meinung gegeigt worden war - inklusive leerer
Drohungen à la Wenn sowas
nochmal vorkommt, cancel ich die Tour!
(Debbie), Ich spiel heut nur
Triangel! (Debbie) und Tommi,
passemauff! (Kyla) - besorgte
Myra, die immer ruhige und besonnene Leadgitarristin der
Poriomaniacs, erstmal eine große Kanne heißen Tee.
Nachdem
sie Debbie, Kyla, Stella, der Drummerin, und sich selbst je einen
Becher eingegossen hatte, schnappte sich Myra ihren Tee und ging zur
Tür.
»Alex
holt grad meine Gitarren rein, da muss ich dabei sein.« Sprach's und
entschwand.
Kyla
rührte Milch in ihr Teechen. »Dass die aber auch immer alle
Gitarren mitschleppt, die sie überhaupt besitzt.«
»Wieso?
Sind halt ihre Babies«, meinte Debbie.
»Na,
dass du
das verstehst, war mir klar. Du trägst ja auch Dutzende Guitars mit
dir rum für das bisschen Rhythmus, das du spielst«, gab Kyla
zurück.
»Hey!«,
verteidigte sich Debbie. »Ich brauch die alle! Und gegen Myra bin
ich ja wohl harmlos! Die kauft ja auch noch in jeder Stadt mindestens
eine Neue dazu!«
Während
sie sich ereiferte, zog sie einen eleganten silbernen Flachmann
aus der Jackentasche und kippte einen äußerst großzügigen Schuss
einer grünen Flüssigkeit in ihren Tee.
Kyla
schüttelte sich. »Wie kannst du bloß das Zeug saufen!«
Groß
blickte Debbie sie über den Rand ihres Teebechers an. »Wieso? Das
ist der gute 70%ige. Absinth aus Tschechien - der putzt mir den
Rachen durch, da kann ich besser singen!«